Zwillinge begleiten unser Leben

Dorothee von Haugwitz und Petra Lersch geben seit Oktober 1999 gemeinsam Geburtsvorbereitungskurse für werdende Zwillingseltern. Die beiden Frauen haben gemeinsam drei Bücher zu Zwillingen geschrieben und sind bundesweit gefragte Zwillingsexpertinnen. Hier stellen die beiden sich vor:

Dorothee von Haugwitz

Meine Zwillingsschwester und ich sahen uns noch nie ähnlich. Christina war als Kind blond, ich dunkelhaarig. Trotzdem verwechselten die Lehrer in unserer Dorfschule uns ständig. Sie nannten mich Dorothea und meine Schwester Christine. Irgendwann wurde es Christina zu bunt. Sie baute sich vor unserer Lehrerin auf und sagte: „Jetzt reicht es. Ich sage ja auch nicht Frau Sommer zu Ihnen. Sie heißen doch Frau Winter.“

Es ist wunderbar, eine Zwillingsschwester zu haben, auch wenn es nicht immer lustig ist, als Zwilling wahrgenommen zu werden. Häufig schenkten die Leute uns die gleiche Kleidung. Das war schon lästig, denn was Christina stand, sah an mir noch lange nicht gut aus – und umgekehrt. Trotzdem ist es witzig, dass wir einen sehr ähnlichen Geschmack haben. Als ich kürzlich mit einer neuen Winterjacke zu meiner Schwester kam, hing bei ihr die gleiche Jacke an der Garderobe.

Heute bin ich seit vielen Jahren Hebamme, Christina hat eine ganz andere Richtung eingeschlagen. Nach der Ausbildung an der Universitäts-Frauenklinik in Bonn habe ich drei Jahre lang als angestellte Hebamme in Krankenhäusern gearbeitet, seit 1995 bin ich freiberuflich tätig. 1999 begann die Spezialisierung auf Zwillingsfamilien. Seit 2012 bin ich auch Familienhebamme und habe u.a. für die Frühen Hilfen in Bonn gearbeitet. 2021 habe ich den Studiengang Hebammenkunde mit dem Bachelor of Science Midwifery abgeschlossen. Seit Mai 2022 arbeite ich als Lehrkraft im Ausbildungsstudiengang Angewandte Hebammenwissenschaften an der katho in Köln.

 Petra Lersch

Als überzeugtes Einzelkind habe ich nie damit gerechnet, Zwillinge zu bekommen. Der Ultraschall in der 8. Schwangerschaftswoche hat uns sehr überrascht.

Ich habe von 1983 bis 1989 in Bonn Psychologie studiert. Als ich erfuhr, dass es eineiige Zwillinge werden, habe ich mich – wie Psychologen es gerne tun – sofort um ihre spätere seelische Entwicklung gesorgt: Wie individuell könnten sie werden? Was müssen wir alles dafür tun? Wie gut, dass mein Mann sehr pragmatisch meinte: „Wir warten einfach mal ab, ob es ein Problem wird!“ Und er hatte recht: Wir haben einfach die Kinder gefragt, ob sie zum Beispiel lieber in einen gemeinsamen oder einen getrennten Schwimmkurs möchten. Ihre Entscheidungen und unser Bauchgefühl haben uns selbst- und eigenständige junge Männer beschert. Beruflich daran gewöhnt, Marketing-Projekte zu managen, habe ich mit den Kindern einen sehr strukturierten Alltag gelebt. Dank dieser Strukturen, meiner Familie und sehr liebenswerten Kinderbetreuerinnen konnte ich bald wieder stundenweise freiberuflich arbeiten: Dozentin für Babymassage, Pekip-Kursleiterin und Trainerin für angehende Tagespflegepersonen waren meine „kindernahen“ Tätigkeiten. Schließlich habe ich meinen Jugendtraum verwirklichen können und eine eigene Tanzschule gegründet.